Im Wandel der Zeit

Das Hopfendorf Tettenwang im Wandel der Zeiten


Im ABC nimmt der Altmannsteiner Ortsteil Tettenwang nur einen der hinteren Ränge in der Großgemeinden Altmannstein mit sesinen 17 Ortschaften ein. Auch in der Einwohnerzahl rangiert das Hopfendorf mit aktuell 430 Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern (Stand: 2022) auf dem 8. Platz unter 7.300 Einwohnern. Geht es aber um Aktivitäten und die lebendige Dorfgemeinschaft, dann spielen die Tettenwanger in der 1. Liga – und dies ohne eigenen Fußballverein. Sucht man im Internet den Ort, so wird man überrascht sein, dass es nur „ein“ Tettenwang in Deutschland gibt. 444 Meter über dem Meeresspiegel liegt der Ort zwischen dem Schambachtal im Norden, dem Kelheimer Forst im Osten und der Teufelsmauer (Limes) im Süden bei Laimerstadt. Westlich davon befindet sich der Kreutberg nahe Altmannstein. Erstmals urkundlich erwähnt wird „Toitenwank“ im Jahre 1060. Ursprünglich war der Ort eine Filiale der Pfarrei Schambach, und hatte ab 1433 Tettenwang einen eigenen Kaplan. Völlig verwüstet wurde der Ort im Dreißigjährigen Krieg. Ab 1677 wiederaufgebaut, zerstörte 1810 ein Großfeuer 18 Häuser und 1847 erneut ein Feuer weitere 17 Anwesen. Mit dem Bau des Schulhauses 1860 begann für die Werktags- und Feiertagsschüler ein neues Kapitel in ihrem Leben. Nicht immer konnte der geschichtsträchtige Hopfenort auf eine so große Anzahl Bürger zurückgreifen wie gerade jetzt im 21.Jahrhundert. Vor 150 Jahren zählte er mit seinen Weilern Bruckhof und Ziegelstadel sowie den Einödhöfen Althexenagger, Wolfstal, Hanfstinglmühle, Leistmühle und Eichenhang 307 Einwohner. Den Höchststand erreichte Tettenwang am Ende des 2. Weltkriegs 1946 mit 492 Bürgerinnen und Bürgern: Grund war der vorübergehende Zuzug von Heimatvertriebenen. Diese wanderten aber von Jahr zu Jahr in Ballungsgebiete ab, sodass sich die Einwohnerzahl im Jahr 1970 wieder auf 315 abschwächte. Im Rahmen der Gebietsreform 1972 wurde Tettenwang sechs Jahre später, am 1.Mai 1978, in den Markt Altmannstein eingemeindet. Laut der Einwohnermeldestatistik leben und arbeiten im Dorf Tettenwang 425 Kinder, Jugendlichen, Frauen und Männer in 135 Haushalten. Mit 95 Jahren ist Georg Sperber derzeit der älteste Bürger.

Die Entwicklung bleibt nicht stehen…

Eine bedeutsame Maßnahme für die Landwirte war die 1968 abgeschlossen Flurbereinigung, in deren Folge 1972 der jetzige Sportplatz angelegt wurde. Zur gleichen Zeit wurde das Baugebiet „Junghof“ ausgewiesen und in wenigen Jahren mit Häusern bebaut. Auf dem vor 2015 ausgewiesenen Baugebiet „Am Südhang“ wächst Haus um Haus. Aktuell steht 2022 ein neues Baugebiet mit 12 Parzellen beim Sportplatz an der Junghofstraße in der Planung. „Es ist sehr erfreulich, dass für bauwillige Einheimische in unserem Dorf die Möglichkeit besteht, ein eigenes Haus zu bauen – damit wollen wir die Zukunft unseres Ortes sichern“, ergänzen die beiden Marktgemeinderäte Wolfgang Eberl und Stefan Koch. Was tun, wenn der Friedhof um die Pfarrkirche St. Bartholomäus zu klein wird? Diese Frage stellten sich die Verantwortlichen in der damals noch eigenständigen Gemeinde Tettenwang und legten vor der Eingemeindung 1976 einen neuen Friedhof am südöstlichen Ortsrand an. Der Ausbau der Ortsstraßen erfolgte bereits 1964, einige Jahre später wurde es mit der Straßenbeleuchtung hell im Ort. Der Anschluss der 135 Haushalte an die Kanalisation waren Ende der 80er Jahre ein Mammutprojekt. Ständig haben sich die Tettenwanger bemüht, ihren Ort aufzubauen, zu pflegen und zukunftsträchtig auszurichten. Mit großem Engagement sanierten Freiwillige den örtlichen Gemeindestadel. 2017 stand der Bau des neuen Kinderspielplatzes am Sportplatz an der Junghofstraße an. Federführend zeigte sich der Obst- und Gartenbauverein mit Reinhard Eberl und Richard Feigl an der Spitze mit der Unterstützung durch die örtliche Feuerwehr. Ihr „Meisterstück“ absolvierten die „Denwanger“ aber in 18 Monaten mit dem Abriss des 160 Jahre alten Dorfschulhauses und dem 2019 beginnenden Neubau des Dorfgemeinschaftshauses „Schulhaus“. In unzähligen Hand- und Spanndiensten vom Abriss des legendären Gebäudes bis hin zu den Außenanlagen werkelten etwa drei Dutzenden Jugendliche, Frauen und Männer unermüdlich bis zur Fertigstellung. In Kürze ist der Einzug der Vereine geplant. „Corona hat uns im Zeitplan zurückgeworfen, aber so konnten wir in aller Ruhe unter den erforderlichen Hygienemaßnahmen den Innenausbau sowie die Außenanlagen fertigstellen“, freuen sich die unermüdlich Engagierten Reinhard Eberl vom Bauausschuss, Feuerwehrkommandant Bernhard Eberl und Kirchenpfleger Anton Treffer.

Veränderungen im Arbeitsleben unausweichlich…

„Wer nicht mit der Zeit geht – der geht mit der Zeit“ – diesen wahren Spruch teilen sichtlich viele Tettenwanger. Dass alles im Wandel ist, stellen insbesondere die großen Veränderungen bei der Art der Beschäftigung unter Beweis. War das Dorf einst nahezu ausschließlich landwirtschaftlich geprägt, geht heute der überwiegende Teil einer Beschäftigung in der näheren und weiteren Umgebung nach. Hauptarbeitgeber ist eine große Automobilfirma in Ingolstadt. Gab es 1980 noch 18 landwirtschaftliche Vollerwerbs- und 15 Nebenerwerbsbetriebe, so ist deren Anzahl auf nur noch eine Handvoll Vollerwerbslandwirte geschrumpft. Dank der weltweiten Hopfennachfrage wurde der Anbau des „grünen Goldes“ bei den noch sechs verbleibenden Hopfenanbauern gefördert. Gab es 1980 noch zwei Einzelhandelsgeschäfte, bei denen sich die Dorfbewohner alles Lebenswichtige holten, so versorgen sich die Tettenwanger heute beim Einkauf in den umliegenden Geschäften in Altmannstein, Riedenburg, Neustadt und Kelheim. Die Vielfalt der Gewerbetreibenden hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Zwei Dutzend Firmen und Gewerbetreibende versorgen die Bürger und bieten zudem Arbeitsplätze. Dazu zählen Elektriker, Frisör, Heizung-Lüftung-Sanitär, Gärtnerei, Verputzer, Bestattungen, Landgasthof, HopfenErlebnisHof, Schreiner, Forstbetrieb und Massage. Einzigartig ist auch die Holzkalkbrennerei Körndl, welche seit 1948 Kalkgesteinsbrocken aus der Erde bricht und im 950 Grad heißen Kalkofen brennt. „Bei einem Holzverbrauch von 50 Ster Brennholz aus Tettenwanger Wäldern werden bei einer Brenndauer von 75 Stunden etwa 100 Zentner Stückkalk hergestellt“, beschreibt Firmeninhaber Robert Körndl auf seiner Website www.holzkalkbrennerei-koerndl.de den Vorgang. Der hochwertige Kalk wird für das Verputzen und für den Anstrich bei Restaurierung von Kirchen und Häuser verwendet. Bis Anfang des 20.Jahrhundert wurden im Weiler „Ziegelstadel“ auch Ziegel gebrannt.

Mit Sonnenstrom Energiewende vollziehen…

„Nichts ist beständiger als der Wandel“ – Die Einführung des Energieeinspeisegesetz EEG am 1. April 2000 brachte in Tettenwang eine Initialzündung. Jahr für Jahr nutzten immer mehr engagierte Bürger eigene Solarkraftwerke zur  Erzeugung sauberen Sonnenstroms auf ihren Dächern. Heute nach 20 Jahren speisen knapp 50 Photovoltaikanlagen mit etwa 1.300 Kilowattpeak installierter Nennleistung dreimal so viel Strom ins öffentliche Netz ein als die 135 Haushalte verbrauchen. Tettenwang trägt einen erheblichen Anteil an Erneuerbaren Energien bei, die neben Dutzenden E-Bikes auch für Elektroautos verbraucht werden kann. Stolz sind viele, dass ihr wunderschöner Ort regional und überregional im Internet zu finden ist. „Mein Ziel ist, dass alle Dorfbewohner denselben Informationsstand über die engagierte Vereins- und Kirchenarbeit haben“, so Initiator und Pressemann Bernhard Hegenberger. Die vor gut zehn Jahren ins Leben gerufene Dorfhomepage www.tettenwang.info verzeichnet mittlerweile 578.000 Klicks. Mit der Natur verbunden sind in dem Hopfendorf auch die sechs Imker mit Dutzenden Bienenvölkern, welche für leckeren Honig und die Bestäubung der vielen Obstbäume sorgen. Dank des äußerst rührigen Obst- und Gartenbauvereins wurden in den letzten Jahren Streuobst- und Blühflächen im Ort und ringsherum angelegt und gepflegt. Eifrig gebaut wird seit  Jahren "Am Südhang" - 2021 soll ein weiteres Baugebiet "Am Sportplatz" entstehen

Starkes Vereinsleben und politische Unterstützung…

Rund hundert Vereine sind in der Großgemeinde Altmannstein in 20 Ortsteilen aktiv – vier davon in Tettenwang. Mitgliederstärkste Vereinigung ist die örtliche Feuerwehr mit über 250 Frauen und Männern, die sich neben dem Brandschutz um zahlreiche Aufgaben, wie gegenwärtig die Nachbarschaftshilfe im Dorf bemüht. Zahlreiche Aktivitäten – die größte von ihnen war die 100-Jahr-Feier der Ortswehr 1982 mit 135 Vereinen – prägen die aktive Wehr. Im Mittelpunkt des OGV mit seinen 225 Mitgliedern steht die Pflege und Bewahrung der Natur. Äußerst lobenswert ist die Hinführung der beiden OGV-Kindergruppen mit rund 50 Nachwuchsgartlern. Etwa hundert Frauen engagieren sich im Frauenbundzweigverein und die Landjugend fördert mit seinen 85 Vereinsmitgliedern die Jugendarbeit. Geselligkeit und Miteinander wird im „Stammtisch“ und bei den „Motorradfreunden“ gepflegt. In den kirchlichen Verbänden der Kirchenverwaltung und des Pfarrgemeinderates werden wichtige Aufgaben und Dienste im Gemeindeleben vollzogen. Politisch ist der Hopfenort seit der Kommunalwahl am 15 März 2020 so stark wie nie in der Marktgemeinde Altmannstein vertreten. „Aktuell stellen wir ein Sechstel aller 20 Marktgemeinde“, freuen sich Wolfgang Eberl und Christine Schmidtner (Freie Wähler/Bürgerliste) sowie Stefan Koch (CSU/PW).

„Wir fühlen uns wohl: unser Dorf – unsere Heimat…

Wie glücklich und froh sind eigentlich die 425 Bewohner von Tettenwang? Viele langjährige und eingesessene Tettenwanger lieben ihre Heimat und die Dorfgemeinschaft über alles. Erst vor 18 Monaten zugezogen freut sich die fünfköpfige Familie Pia und Christian Wahle „Am Steinbuckel“ über ihr neues Zuhause. „Fünf Jahre habe ich bereits bis 2001 im Ort gewohnt und wollte deshalb unbedingt wieder nach Tettenwang. Seit es 2018 im Herbst mit dem Hauskauf klappte, sind wir fünf mit unseren Haustieren überglücklich. „Die Ruhe und Sauberkeit im Dorf, der Zusammenhalt untereinander und die große Hilfsbereitschaft von Nachbarn ist wunderbar“, gibt Mutter Pia ihrer Freude freien Lauf. So sehr wünscht sich der 12jährige Philipp, dass im kommenden Jahr wieder das „Sommerzeltlager“ bei der Wasserreserve „Am Kiefer“ stattfinden, bei dem er sich mit seinen beiden Geschwistern Simon und Caroline und natürlich vielen Freunden austoben kann. „Das Eingewöhnen in der Altmannsteiner Schule verlief sehr gut und bei der Landjugend habe ich mich gut eingelebt“, freut sich der 15jährige Simon, der ab Herbst seine neue Arbeitsstelle bei der Heizung-, Lüftung- und Sanitärfirma Kraus vor der Haustür hat. Das 2jährige Töchterlein Caroline genießt den grünen Garten mit dem Trampolin und dem Swimmingpool in vollen Zügen. „Am schönsten ist der Zusammenhalt im Dorf und Dank der Neubaugebiete besteht die Möglichkeit, dass ein großer Teil der jungen Menschen in Tettenwang bleibt“, resümiert Pia Wahle. 

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