Dorfbackofen

"Pizza, Holzofenbrot und Apfelkuchen"


„Backe, backe Kuchen – der Obst- und Gartenbauverein hat gerufen“ – so könnte man im Altmannsteiner Ortsteil Tettenwang sagen. Seit kurzem ist das 430-Einwohner zählende Dorf um eine Attraktion reicher. Die Rede ist vom neuen Dorfbackofen, der im Urlaubsmonat August von einem Dutzend OGV-Mitgliedern in Eigenregie „Am Sportplatz“ in rund 250 Stunden freiwilliger Arbeitsleistung erbaut wurde.

Aller Anfang ist Übungssache…

Das Sprichwort „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ trifft auf das neue Hobby einiger Tettenwanger OGV-Mitglieder sicher zu, denn seit ein paar Wochen betätigen sich rund ein Dutzend engagierter Leute um die beiden OGV-Chefs Reinhard Eberl und Richard Feigl mit dem Backen von Holzofenbrot. Um es gleich vorwegzunehmen: „Es ist reine Übungs- und Erfahrungssache, bis das selbstgebackene Brot zum Verzehr auf dem Tisch liegt“. Bei dem im August/September erbauten Holzbackofen am Sportplatz an der Junghofstraße, direkt neben dem vor fünf Jahren gebauten Kinderspielplatz, handelt es sich nicht um einen Ofen aus Holz, sondern um einen Ofen, der mit Holz befeuert wird. „Selbstverständlich besteht der Backofen aus Schamotte, welcher ein hervorragender Wärmespeicher ist und die Wärme gleichmäßig an die Backwaren abgibt“, erzählt Reinhard Eberl. Ziel des ganzen Unterfangens mit Fördergeldern aus dem Leader-Programm des Staates, ist es natürlich, in gewissen Abständen Holzofenbrot zu backen und den Mitgliedern zur Verfügung zu stellen. Der Ofen wird an Ort und Stelle gefeuert, wo später der vorbereitete Teig zu Brot verarbeitet wird. Hierzu werden üblicherweise trockene und abgelagerte Fichtenholzscheite im Backraum verbrannt. „Schon das Anzünden des Holzes macht ein tolles Gefühl“, freut sich OGV-Vize Richard Feigl über den gelungenen Backofenbau. Nach etwa einer Stunde wird die rotglühende Glut im Backraum verteilt, damit der gesamte Backraum gleichmäßig erhitzt wird und später seine wohltuenden Strahlen das Brot bäckt. „Die Asche räumen wir zu guter Letzt mit einem Eisenschieber ganz einfach in die vorbereitete Ascheluke und nach einer kurzen Abstehzeit, in der sich die Speicherhitze im Stein optimal verteilt – kommt die nächste Herausforderung: das Einschießen der Brotlaibe“, zeigt sich OGV-Mitglied Ute Welker freudestrahlend.

Mit Weizen- und Roggenmehl zum Erfolg

Doch alles der Reihe nach. Bevor der Erfolg in Form duftender Bauernbrotlaibe sichtbar wird, ist erst einmal Köpfchen und auch Schweiß gefragt. „Bereits am Vortag unseres Backvorgangs setzen wir nach eigener Rezeptur den Sauerteig und den Weizenvorteig an“, erzählt Schreinermeister Reinhard Eberl, der seit einigen Jahren bereits mit seinem eigenen Pizzaofen Erfahrungen und Kenntnisse gesammelt hat. Richtig spannend wird es dann am folgenden Backtag… Es ist Sonntag, 13 Uhr. Einige OGV-Mitglieder verarbeiten im nahegelegenen Dorfgemeinschaftshaus den tags zuvor angesetzten Teig. Mit Hilfe einer Knetmaschine wird der luftig-lockeren Teig geknetet. „Ob mit der Hand oder der Küchenmaschine spielt keine Rolle“, sagt Eberl. Wichtig ist nun, dass das Brot kräftig und lange geknetet wird! Dadurch nimmt der Teig viel Sauerstoff auf und das Brot wird feinporig und luftig. „Brot ist eines der wichtigsten und beliebtesten Lebensmittel. Selbst gebacken schmeckt es besonders gut und ist oft auch gesünder als gekauftes Brot. Denn: Man weiß genau, welche Zutaten enthalten sind und kann bei Allergien oder Unverträglichkeiten weglassen, was einem nicht bekommt“, so die OGV´ler.

Während im DGH mit Mehl, Gewürzen und Wasser gearbeitet wird, heizen OGV-Mitglieder den Backofen am Sportplatz mit Fichtenholzscheite ein. In den ersten Minuten raucht es. Mittels Zug kann der Naturofen geregelt und im Bedarfsfall schwächer oder stärker gestellt werden. Während des kontrollierten Abbrennens werden alle Utensilien für den Backvorgang vorbereitet. Zurück im Dorfgemeinschaftshaus: nach etwa eineinhalb Stunden werden die gewichtsgleichen Teigmengen geformt und in die Gärkörbe gelegt. Dort verbleiben sie eine Dreiviertelstunde zugedeckt zur Teigruhe. Entsprechende Wärme begünstigt das Gehen des Sauerteigprodukts. In der Zwischenzeit ist das Fichtenholz verbrannt und der Backraum im Ofen wird mit einem Eisenschieber ausgeräumt und mittels Stahlbesen gereinigt. „Je sauberer die erhitze Fläche ist, desto schöner wird das Brot“, ergänzt Eberl. Dann geht’s Schlag auf Schlag: Aufgrund der enormen Hitze von 330 Grad schießt Irene Feigl als erstes die mit viel Liebe angefertigte Thunfischpizza in den Ofen ein. Bald duftet es und der Backvorgang ist nach gut zehn Minuten beendet. Eine herrlich aufgegangene Pizza präsentiert sich den freudestrahlenden OGV-Mitgliedern. In der Zwischenzeit sind noch einige Feuerwehrkameraden dazugekommen, die unweit des Backofens auf der Freifläche des Kinderspielplatzes bereits mit Getränken auf den Verzehr warten. So bekommt jedes der etwa ein Dutzend Tettenwang ein schönes Stück der OGV-Pizza – die Stimmung könnte nicht besser sein.

Auf die Brote – fertig los…

Kurz darauf fährt Reinhard Eberl mit seinem Auto vor, beladen mit sieben aus Hefe- und Sauerteig gefüllten Brotkörben. Jedes hat gut ein Kilogramm. Nach anfänglichen fast 400 Grad während des Heizvorgangs hat sich der Innenraum auf die gewünschten 280 Grad abgekühlt. Jetzt muss es schnell und überlegt zugehen. Während Richard die leicht bemehlten Brotteige aus der Backform auf den Holzbrotschieber geschickt wirft, öffnet Ute die eiserne Backraumtür und Reinhard schießt den ersten Brotlaib ein. Dieser Vorgang muss sauber erfolgen, damit die Laibe im Ofen nicht aneinanderkleben und genügend Platz zum Aufgehen vorhanden ist. Geschafft! Die Eisentür ist zu! Das Thermometer zeigt 285 Grad – ideal für ein gelungenes Roggenmischbrot. Jetzt heißt es erstmal: Durchatmen und sich untereinander austauschen. „Wir notieren uns jedes Mal, was gut läuft bzw. was wir beim nächsten Mal besser machen können“, verrät Ute Welker. Schließlich ist alles Lern- und Erfahrungssammeln. Mittlerweile sind 60 Minuten vergangen und die Temperatur im Backofen ist erwartungsgemäß auf rund 200 Grad gefallen. Der spannendste und schönste Moment kommt: die Eisentür wird geöffnet und mittels Holzbrotschieber werden die sieben Roggenmischbrote aus dem Backraum gefischt. „Wow, eines schöner wie das andere! Super gelungen“. Die Klopfprobe an der Unterseite des Holzofenbrotes beweist, dass es durch ist. Es ist geschafft! Nein – aber noch nicht ganz fertig. Denn die Tettenwanger wollen nach er Pizza und den sieben Brotlaiben die vorhandene Restwärme nutzen. Dafür hat OGV-Kindergruppenleiterin Irene Feigl einen Teig für Apfeldatschi mit Äpfeln aus der Streuobstwiese des OGV und einen Hefezopf geformt. Fachgerecht werden diese ins den Backraum eingeführt und wieder heißt es warten, bis die beiden Hefekuchen fertig gebacken sind. „Bei durchschnittlich knapp 200 Grad war der Hefezopf bereits nach 45 Minuten fertig, der Apfelkuchen brauchte etwa 70 Minuten“, erzählt Irene Feigl. Als dann die sieben Brote, der Hefezopf und der Apfelkuchen auf dem runden Tisch lag, gab es unter den mittlerweile gut ein Dutzenden Tettenwangern großen Applaus. Dank des mitgebrachten Kaffees einiger Mitglieder lud der OGV-Vorstand zum gemütlichen Beisammensein mit dem frischgebackenem Hefegebäck ein. Die Stimmung hätte nicht besser sein können. Die Dankbarkeit war riesengroß! „Unser Dorfbackofen hat die Premiere bestens bestanden“, freute sich nicht nur OGV-Chef Reinhard Eberl.

Backofenfest für die Dorfgemeinschaft

Nach der gelungenen Premiere im Dorfbackofen strebt den OGV-Mitgliedern natürlich ein „Backofenfest“ für die Dorfgemeinschaft vor. Den Termin und den Ablauf wollen die Verantwortlichen bei der am 15.Oktober stattfindenden OGV-Jahresversammlung im Landgasthof „Zum Gaulwirt“ besprechen.

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"Unser Dorfbackofen raucht schon"


Der Altmannsteiner Ortsteil Tettenwang ist seit kurzem um eine Attraktion reicher. Die Rede ist vom neuen Dorfbackofen, der im Urlaubsmonat August von einem Dutzend OGV-Mitgliedern in Eigenregie „Am Sportplatz“ in rund 250 Stunden freiwilliger Arbeitsleistung erbaut wurde. Nach der Urlaubszeit plant der Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins zur Einweihung ein Backofenfest. Mit seinen 430 Einwohnern hat sich der Altmannsteiner Ortsteil seit der Gebietsreform und der damit verbundenen Eingemeindung nach Altmannstein stetig nach oben entwickelt. „Wir sind in vergangenen vier Jahrzehnten langsam gewachsen und haben uns zu einem zukunftsorientierten Dorf entwickelt“, freuen sich die Dorfbewohner mit den beiden Marktgemeinderäten Stefan Koch (CSU/UW) und Wolfgang Eberl (SPD/FW). Im Osten des Hopfendorfe, direkt beim Spielplatz steht seit dieser Woche ein Dorfbackofen, gleich im Anschluss an den gegenwärtigen Fußballplatz. Unweit davon baggern aber seit Anfang August schwere Baumaschinen am neuen Baugebiet „Am Sportplatz“ an den zehn neuen Bauplätzen. Trotz der lähmenden Coronamaßnahmen in den zurückliegenden zwei Jahren, bei denen die Aktivitäten der fünf örtlichen Vereine auf ein Mindestmaß zurückgeführt wurden, kommt seit dem Frühjahr wieder Lebensfreude in den Ort. Mit Verspätung wurde das 2021 fertiggestellte Dorfgemeinschaftshaus „Schulhaus“ eingeweiht und Mitte Mai mit einem „Tag der offenen Tür“ seiner offiziellen Bestimmung übergeben. Vor einigen Wochen feierten die Jugendlichen der KLJB ihre mega große Schiab-oh-Party mit vielen Gästen. Man spürt förmlich die Vereinsaktivitäten von Feuerwehr, Frauenbund, Landjugend, Stammtisch und Obst- und Gartenbauverein

Seit sechs Jahre Dorfspielplatz „Am Sportplatz“

Es war ein großes Fest, als am 29. Mai 2016 der neue Dorfspielplatz „Am Sportplatz“ mit einem feierlichen Gottesdienst und einer zünftigen Feier eingeweiht wurde. Freilich war klar, dass dies nun ein neuer Dorfmittelpunkt im Grünen wird - und so hat es sich in den letzten sechs Jahren auch entwickelt. Dem rührigen Vorstand des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins unter Führung von Reinhard Eberl und Richard Feigl mit dem achtköpfigem Vorstandsteam ist es zu verdanken, dass über die veranstaltungsfreie Coronazeit die Idee für einen Dorfbackofen geboren und vertieft wurde. Schließlich stellten die OGV-Chefs beim LAG Altmühl-Jura e.V. einen Zuschussantrag. LEADER ist als Förderprogramm der Europäischen Union im sogenannten ELER-Fonds (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums) verankert und steht dabei für „Liaison Entre Actions de Développement de l’Economie Rurale“ (Verbindungen zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft). „Bürgerschaftliches Engagement ist ein wichtiges Grundprinzip des LEADER-Ansatzes…und…Bürger sollen ihre Heimat gestalten um eine nachhaltige ländliche Entwicklung zu ermöglichen“, heißt es auf deren Website. Gefördert werden Maßnahmen, die dem Ziel der Lokalen Entwicklungsstrategie der LAG Altmühl-Jura dienen und das Bürgerengagement stärken sowie im Gebiet der LAG Altmühl-Jura liegen. So zeigten sich die Verantwortlichen sich sehr angetan, dass die Dorfbevölkerung in mehr als 600 Arbeitsstunden 2015/16 auf dem gemeindeeigenen Sportplatz den Spielplatz errichtete. Dabei entstand auch eine große achteckige Sitzgelegenheit, die nicht nur von Familien genutzt wird, sondern auch Treffen von Vereinen und generationsübergreifende Begegnungen ermöglicht. Ergänzt wurde dieser Treffpunkt durch die Anlage einer Streuobstwiese im Jahr 2018. „Um diesen neuen Begegnungsort in unserem Dorf mit weiterem Leben zu erfüllen, entstand die Idee, einen Dorfbackofen zu bauen, um die Kultur des gemeinsamen Brotbackens in der Dorfgemeinschaft neu zu beleben, mit Mehl aus eigenem Getreide regionale Wertschöpfung und Wertschätzung zu fördern und die Generationen zu verbinden“, so Feigl und Eberl.

2500 Euro Förderzuschuss zugesagt

Lange haben die OGV-Verantwortlichen gesucht, bis sie die passende Firma für den Backofenbausatz gefunden hatten. „Unser Ziel war, den Holzbackofen als Selbstbausatz zu kaufen und diesen dann nach unseren Wünschen und Vorstellungen in Eigenregie aufzubauen“, berichtet Reinhard Eberl. Da der Dorfbackofen im Freien steht, wurde der komplette Bausatz mit einem Dachstuhl aus heimischem Fichtenholz und alten roten „Biberschwanz“-Dachziegeln geschützt. Somit sind die uralten roten Ziegelsteine schön sichtbar und vor Regen und Frost geschützt. Als dann ein OGV-Team bei Häusler im Heilig-Kreuztal — unweit vom Bodensee — Erkundigungen einzogen und begeistert zurückkehrten, wurde die Idee und der Wunsch mit dem Kauf des Bausatzes in die Tat umgesetzt. Als dann prompt die Förderzusage kam, ging es bei den Verantwortlichen Schlag auf Schlag. Trotz Ferien- und Urlaubszeit gings dann Anfang August los. Ein Dutzend OGV-Mitglieder fanden sich zur Grundsteinlegung am Sportplatz mit OGV-Chef Reinhard Eberl ein. Dank der großen schattigen Birken starteten die Maurerarbeiten erst am frühen Abend, um der sengenden Hitze Paroli zu bieten. Bereits im Vorfeld des Ofenbaus legten einige Frauen und Männer Hand an die Jahrzehnte alten Ziegelsteine vom 2018 abgerissenen Dorfschulhaus, die mit großer Wahrscheinlichkeit vom nahegelegenen Weiler Ziegelstadel stammen dürften. Viele Jahre wurden hier aus Ton Backziegel geformt und gebrannt. „Das war uns beim Abriss ein großes Anliegen, diese geschichtsträchtigen Ziegelsteine beim Bau des Backofens wieder zu verwenden“, sagten Kirchenpfleger Anton Treffer und OGV-Vize Richard Feigl. Mitglied und Nachbar vom Fußballplatz Alois Eisenmann, seines Zeichens Maurer in Ruhestand, legte mit den OGV‘lern den Grundstein am Dorfbackofen. Dann folgte „Schicht um Schicht“ der uralten Ziegelsteine. „Rund 400 alte Ziegelsteine haben OGV´ler mit Hammer, Spachtel und Stahlbürste gesäubert, dann vor dem Mauern in Wasserbottiche eingelegt, damit sie sich gut mit dem Mörtel verbinden und in 18 Schichten aufgemauert“, beschreibt Pressemann Bernhard Hegenberger die Vorgehensweise. Fachmännisch wurden die Lüftungsschlitze, das Karminrohr und die große Schüre in den Ziegelbau eingebaut. Das dekorative Holzfach an der Frontseite des Backofens, der Aschekasten und die schwere gusseiserne Ofentüre geben dem Backhäuschen am Sportplatz den richtigen Touch. „Summasummarum kommen wir auf 250 Arbeitsstunden, welches unsere Mitglieder für den Backofenbau leisteten“, freut sich einmalmehr Schreinermeister Reinhard Eberl. Bevor die OGV’ler mit dem Backen loslegen konnten, muss der Backofen zunächst trockengeheizt werden. Bei den Feuerungsvorgängen des Trockenheizens entweicht die Restfeuchtigkeit der Schamotteausmauerung. Dies bewirkt, dass von Mal zu Mal eine bessere Hitzespeicherung möglich wird und das Backen im Holzbackofen gut gelingt.

Backofenfest am Sportplatz 

„Der Förderzuschuss ist natürlich eine feine Sache, und den wollen wir voll nutzen“, freuen sich die OGV-Chefs. Die evtl. Mehrkosten des Dorfbackofens versuchen die Verantwortlichen durch Spenden zu tragen. Zum Dank für die gelungene Bauphase planen die Verantwortlichen des Obst- und Gartenbauvereins ein Backofenfest am Sportplatz ein. Gleich nach dem Urlaubwollen Eberl und Feigl mit dem OGV-Vorstand die Weichen für die Einweihungsfeier besprechen und die Mitglieder und Dorfbevölkerung informieren.

Bericht/Fotos: Bernhard Hegenberger

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